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Nachhaltige Breitbandnetzstruktur in Weitersburg auf dem Abstellgleis?

BreitbandatlasBild: Breitbandatlas des BMWi; Breitbandverfügbarkeit >= 6 Mbit/s alle Technologien
Versorgung: grün 95-100%, hellgrün 50-95%, grau 0-10%


Seit Beginn der aktuellen Legislaturperiode und mit erstmaliger Aufnahme der FWG-Fraktionsarbeit im Ortsgemeinderat in Weitersburg, haben wir uns mit Nachdruck um  eine moderne und nachhaltige Breitbandinfrastruktur für schnelles Internet in Weitersburg bemüht. Der wirtschaftliche Faktor war uns von vornherein äußerst wichtig. Daher wurde immer wieder auf die Zeit gedrängt und seit Anfang 2010 mehrfach auf die Fördermittel, Förderbedinungen, schon recht leeren Töpfe und auf die auslaufenden Förderprogramme nachweislich hingewiesen.


Was ist passiert?

Da die Verwaltung leider keine zuständigen Sachbearbeiter zur Verfügung hat, die den Themenkomplex technisch und fachlich über einen mittlefristigen Zeitraum ausreichend betreuen können, war auf diesem Gebiet erst einmal nicht viel passiert. Auch die Bedeutung einer nachhaltigen  Breitbandnetz-Infrastruktur in Weitersburg wurde nicht als wichtig und brisant eingestuft. Scheinbar rufe Weitersburg als einzige Gemeinde im Verband nach verbesserungswürdigem Breitbandnetz. Verwundert es? Nein, denn Weitersburg liegt "internet"-versorgungstechnisch am Ende der Hauptverteilerleitungen (hauptsächlich) von Bendorf und Urbar. Dass bei uns am Wenigsten ankommt sollte also gar nicht verwundern (siehe Bild oben).

Weitersburg ist auch einer der wenigen Orte (oder einziger?) in der Umgebung, der auch ohne KabelTV-Anschluß da steht. Dies wurde ebenfalls vor vielen Jahren verpasst und die Alternative der schnellen Internetversorgung über KabelTV entfällt also auch. Von der Pressemitteilung im "Myk-Report" der Kreisverwaltung, durch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises (WFG), in der Rhein-Zeitung (Nr.71, 25.03.2011 - Ausgabe Koblenz) Bassenheim und Weitersburg würden Pilotprojekt für netzwerkbasierte Dienste über moderne Glasfasernetze hat man ebenfalls nichts mehr gehört.

Kleine Maßnahmen, wie z.B. im Artikel der Gemeindeverwaltung "DSL-Versorgung in Weitersbrug wird verbessert" (Blick-Aktuell 10/2010) erwähnt, wirkten da leider eher kontraproduktiv. Denn Bürger, die aufgrund dessen einen Internetzugang via Funk und UMTS als Alternative wählten, erfuhren ganz schnell die Ernüchterung, daß hier wohl die ganz schnellen erwähnten 7,2 Mbit/s in der Praxis nicht einmal annähernd erreicht werden und eher mit teilweisen Verbindungsabbrüchen und mit um vielfaches niedrigeren Übertragungsraten gelebt werden muss. Ebenso die Verbesserung der Verfügbarkeit im Neubaugebiet Staffelstück und Gewerbegebiet um insgesamt 8-9% haben unseres Erachtens eher dazu geführt für eine eventuelle Förderung nicht mehr in Frage zu kommen, da somit die Fördergrenze knapp aber deutlich überschritten wurde.

Eine Förderung kommt für Weitersburg inzwischen nicht mehr in Frage, aber mit Unterstützung eines Antrags und einer Anfrage der FWG Fraktion hat die Gemeinde Weitersburg,  gemeinsam mit der Verbandsgemeindeverwaltung, eine Bedarfsanalyse und ein formloses Interessenbekundungsverfahren durchgeführt. Eine vollkommene Begeisterung war uns allerdings hier auch nicht anzumerken, da wir erstens die Fragebögen zur Bedarfsermittlung nicht optimal für Weitersburg zugeschnitten und umgesetzt fanden (nach der Veröffentlichung im Mitteilungsblatt wollte man allerdings den Text nicht mehr ändern). Wir befürchteten, daß viele Bürger durch die dortigen Fragen abgeschreckt würden überhaupt einen Fragebogen auszufüllen und abzugeben. Von daher hat uns das Ergebnis auch nicht besonders verwundert, welches dazu noch weitaus unterschiedlich interpretiert werden kann. Eine Bestandsanalyse ist keine erfolgt.
Leider basiert nun die Anfrage zur formlosen Interessenbekundung wiederum auf diesen unsicheren Daten. Auch hier waren wir sehr froh, daß dieses Interessenbekundungsverfahren durchgeführt wurde, auch wenn sie eigentlich vordringlich zur Förderung benötigt wird. Wir befürchten aber ebenfalls hier keinen großen oder guten Zuspruch, da die Einschätzung von zu erwartenden 100 Kunden aufgrund der erstellten Bedarfsermittlung unseres Erachtens nicht repräsentativ sein kann und Dienstanbieter eher abschreckt ihr Interesse überhaupt zu bekunden.

Inzwischen werden über den Mobilfunkmast an der Grillhütte auf LTE basierende Internetfunkanbindungen angeboten. Leider auch auf Kosten einer etwaigen Förderung. Eine, wie wir finden, momentan gute Alternative für Bürger ohne Internetanschluss, die aber momentan weder als wirkliche mobile Lösung noch als Lösung für eine nachhaltige und zukunftssichere Breitbandinfrastruktur gesehen werden kann. Ernüchternd auch die Abdeckung für LTE in Weitersburg. Vom Mobilfunkmast an der Grillhütte wird nach Breitbandatlas nur die Hälfte des Dorfes gut versorgt, was auch recht gut mit unserer groben Annahme und Rechnung zusammenpasst, da halt auch Funk gewissen Hindernissen nicht ausweichen kann. Dafür werden sich allerdings besonders Einwohner in Vallendar, Niederwerth und Stadtrand von Koblenz freuen, da die gute strategische Aufstellung des Funkmastes diesen die zusätzliche LTE-Alternative beschert.

Und jetzt?

Es bleibt abzuwarten ob Dienstanbieter ihr Interesse bekunden und zu welchen Konditionen. Eine Förderung hinsichtlich Breitband in Weitersburg ist inzwischen passe. Eine zeitlich passende Antragstellung wäre möglich gewesen, ist aber mehr oder weniger verbummelt worden. Eine Nachfrage hinsichtlich Leerrohrkapazitäten in Weitersburg wurde nicht beantwortet. Technisch gesehen, finden wir, ist der Ort gut an ein Glasfasernetz anbindbar, da (allgemein bekannt) ja eine Glasfasertrasse durch bzw. am Ort vorbeiläuft, womit die weitaus beste, zukunftsweisendste und nachhaltigste Lösung für eine Breitbandinfrastruktur gegeben wäre.
Wie nötig, insbesondere für Weitersburg, eine solche Infrastruktur ist, wird unseres Erachtens momentan, auch hinsichtlich der Diskussionen in den öffentlichen Gemeinderatssitzungen, weit unterschätzt. Über die zukünftigen Infrastrukturen wird nicht nur Internet und EMail für private Zwecke (als Freizeitvergnügen) betrieben, wie es gerne dargestellt wird. Wir sollten uns darauf vorbereiten, hier extrem leistungsfähige Verbindungen für Telefon, Fernsehen, Radio, Post, Internet, Telemedizin, Heimarbeitsplätze, Büros, Datenübertragung etc. zu benötigen, da z.B herkömmliche Telefonverbingungen, oder auch Fernsehen, früher oder später, so wie wir es jetzt kennen, nach und nach verschwinden werden. So wird doch auch heute eher und einfacher eine EMail mit PDF-Anhang versendet als ein Fax geschickt.

Wir finden, Weitersburg kommt keinesfalls um eine neue bessere Breitbandinfrastruktur herum. Sie ist als Investition in die Zukunft zu sehen und keinesfalls nur auf das private Schreiben von Emails und Nutzen von Internet, Facebook und Co beschränkt. Tagtäglich können wir Berichte in Zeitungen lesen, die sich mit dem Thema eindringlich befassen, die Brisanz und hohe Bedeutung, quer durch Land, Leute und Politik,  bestätigen und nachweislich darlegen wie wichtig diese Maßnahmen für die Daseinsvorsorge eines Ortes wie Weitersburg, für die Einwohner, Landwirtschaft und Gewerbebetriebe im ländlichen Raum ist. Je länger wir dies hinausschieben (aufhalten kann man diese Entwicklung nicht) je teurer kommt es unser Dorf hinsichtlich der Entwicklung zu stehen. Wir wollen gut vorbereitet in die nächsten Jahre gehen. Breitbandinfrastruktur ist einer der wichtigsten Schlüssel hierfür.

Ein Blick auf den aktuellen Breitbandatlas genügt um festzustellen, wie schlecht Weitersburg gegenüber den umliegenden Gemeinden in Breitbandthemen aufgestellt ist. Wir sollten hier unbedingt nachziehen, um nicht auf dem Abstellgleis zu landen. Infrastrukturelles Abstellgleis in den aktuellen Zeiten intensiver Telekommunikation bedeutet für uns Chancenungleichheit und Infrastrukturverfall, ergo Abwanderung, ergo wirtschaftliche Stagnation und schlussendlich Eingemeindung bzw. das "Aus" für Weitersburg. Das wollen wir verhindern ...