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FWG - Neuigkeiten und Nachrichten

Gastredner Seniorensicherheitsberater der Verbandsgemeinde Vallendar, Michael Herberts und Bürgermeister Jochen Währ

Die Freie Wählergruppe Weitersburg hat am 14. Januar zum Neujahrsempfang ins Pfarrheim Weitersburg eingeladen. Der Geschäftsführer Hans Nink begrüßte die Weitersburger Bürgerinnen und Bürger, sowie Vertreter von Vereinen und Parteien aus Weitersburg und der Verbandsgemeinde Vallendar. Die Freie Wählergruppe Weitersburg möchte mit Ihnen in ungezwungener Atmosphäre auf das Neue Jahr anstoßen.

Im Anschluss referierte Michael Herberts eindrucksvoll zum Thema „Enkeltrick“. Vermeintliche Betrüger suchen sich gern Personengruppen aus, die auf ihre Tricks leichter reinfallen – dazu zählen unter anderem ältere Menschen. Dabei spekulieren Sie darauf, dass ihre Opfer weniger gut informiert und einfach zu verunsichern sind – durch einen sogenannten Schockanruf. Herberts hat mit seinem Vortrag die Zuhörer auf solche Betrüger vorbereitet. Und dazu geraten, in Verdachtsfällen schnell zu handeln und dass die Polizei in solchen Fällen immer hilfreich unterstützt.

Im Anschluss berichtete Bürgermeister Währ ausführlich über die Maßnahmen und Projekte die innerhalb der letzten 15 Jahren in der Ortsgemeinde umgesetzt wurden. Dabei stellte er die Herausforderungen für die Ortsgemeinde vor, die die Gemeinde u.a. auf Grund gesetzlicher Änderungen für die nächsten Jahre zu erwarten hat. In seiner Rede nutzte Währ die Gelegenheit und gratulierte der FWG Weitersburg e.V. zum 15-jährigen Bestehen im November 2023.

Im Anschluss an die Vorträge nutzten die Zuhörer die Möglichkeit, Detailfragen zu stellen.

Bis in den führen Nachmittag hinein wurde bei einem Imbiss und Getränken auf die gelungene Veranstaltung angestoßen und in entspannter Atmosphäre mit zahlreichen Gästen geplaudert.


Vortrag "Enkeltrick" mit freundlicher Genehmigung von Herrn Herberts:

Der Schock!

Wir alle haben sicher schon in unserem Leben Schock Momente erlebt. Und jeder der so einen Moment kennt weiß, dass wir für eine gewisse Zeit nicht so klar und rational denken können, wie im ruhigen Zustand.

Ältere Menschen reagieren auf einen Schock oft noch sensibler, vor allem dann wenn sie glauben, mit einem nahen Angehörigen sei etwas schlimmes Geschehen.

Und genau diese eigentlich sehr nachvollziehbare Reaktion unserer Psyche, machen sich Betrüger gerne zu nutze.

Und so kam man auf den bekannten Enkeltrick, oder eben auch den Schockanruf.

Die Täter gehen dabei zielgerichtet vor, sie suchen sich im Telefonbuch-heute zumeist digital- altmodisch klingende Vornamen aus und rufen die entsprechende Person an.

Dabei gibt es mehrere Varianten:

Zum einen gibt sich der Täter/ Täterin direkt als Angehörige aus, oder als jemand, der den/die Angehörige kennt, die sich gerade in einer sehr schwierigen Situation befindet.

Immer hat dies am Ende nur ein Ziel: Geld aus dem potenziellen Opfer herauszulocken.

Die Szenarien, die den älteren Menschen dann vorgespielt werden, können sehr unterschiedlich sein.

Oft geben sich die Betrüger als Angehörige der Polizei oder Justizbehörden aus. Oder auch als Rechtsanwälte oder Ärzte. Kurz gesagt, Berufe, die gerade bei älteren Menschen immer noch mit einem hohen Grad an Respekt und Glaubwürdigkeit verbunden ist, was generell nichts Schlechtes ist, hier aber skrupellos ausgenutzt wird.

Mal geht es um eine angebliche Kaution, die hinterlegt werden muss, damit der/die Angehörige nicht in Haft muss. Mal geht es um eine dringend notwendige Operation im Ausland, wozu natürlich im Voraus Geld gezahlt werden soll. Oder eine andere finanzielle Notlage wird vorgetäuscht, natürlich immer damit verbunden, das alles sehr schnell gehen muss. Zeitdruck kommt hier also als Faktor hinzu, der verhindern soll, dass die angerufene Person zu langer Zeit zum Nachdenken hat, oder sich sogar mit jemand anderem beraten könnte.

Eine beliebte Masche bei den Anrufen ist, wenn eine direkte verwandtschaftliche Beziehung vorgetäuscht werden soll. Mit der völlig harmlos klingenden Frage: „Rate mal wer dran ist?“ beginnt direkt die Falle. Kaum einer von uns könnte mit Sicherheit sagen, nicht instinktiv mit einem Namen zu antworten. Und schon haben die Täter einen emotionalen Bezugspunkt, die Gespräche werden dann natürlich meist so manipuliert, dass man zwar die Worte versteht, aber die Akustik so schlecht ist, dass es schwer fällt die Stimme zu erkennen.

Neben den schon erwähnten Varianten können auch andere Situationen vorgetäuscht werden. Z.B ein günstiger Autokauf. Oder die dringend benötigte Kaution für eine „Traumwohnung“. Alles immer mit dem Hintergrund, wenn es nicht schnell geht, kauft das Auto ein anderer, ist die Wohnung weg.

Hat man die Person erst mal so weit, dass sie bereit ist mit dem Geld in Vorleistung zu gehen, erfolgt die nächste Stufe. Der/die Angehörige hat natürlich keine Zeit, das Geld selbst abzuholen-sonst würde das ganze ja direkt auffliegen, also erzählt man ein sehr guter Freund, absolut vertrauenswürdig, würde das Geld abholen.

Natürlich ergeben sich durch das digitale Zeitalter auch neue Möglichkeiten des Betrugs. Viele ältere Menschen haben heute WhatsApp oder andere Messenger Dienste. Man schreibt die potenziellen Opfer an, erklärt man habe eine neue Nummer, da man das alte Telefon verloren hat, und startet dann das Szenario wie eben beschrieben. Diese Masche hat den Vorteil, sofern der/die angeschriebene darauf hereinfällt, dass man hier keine Stimme erkennen kann.

Ob am Telefon direkt oder per WhatsApp oder SMS, das Ziel der Betrüger ist es, sofern die Person über genügend Bargeld zu Hause verfügt, so lange im Gespräch zu halten, bis der andere Täter vor Ort ist, um das Geld zu holen. Dies verhindert zum einen das die Person Gelegenheit zum Nachdenken hat, oder jemanden um Rat fragen könnte.

Am besten ist daher immer das Gespräch höflich zu beenden, wenn die Person am Telefon emotional oder wütend wird, einfach auflegen. Um dann die persönlichen Zweifel zu beseitigen, die bekannte Nummer des Angehörigen anrufen.

Hilfreich ist auch, wenn man neben dem Telefon eine Karte hat, auf der man Zwei Namen notiert, einen männlichen und einen weiblichen, der garantiert NICHT in der Familie vorkommt! So kann man selbst aktiv werden und z.B. fragen: „Bist Du es Anna?“ Wenn die Person dann mit ja antwortet, weiß man direkt Bescheid, dass es sich im einen Betrugsversuch handelt. Sie sollten dann sofort auflegen und danach die Polizei informieren.

Wenn die Täter aber tatsächlich so geschickt vorgehen, dass ihnen tatsächlich Zweifel kommen, gibt es immer noch Möglichkeiten.

Selbst wenn man genügend Bargeld zu Hause haben sollte, dies niemals zugeben, sondern immer erklären, dass man zuerst zur Bank muss. In der Bank sollte man immer an den Schalter und nie an den Automaten gehen. Die Bankmitarbeiter sind inzwischen geschult und kennen solche Betrugsmaschen.

Die Maschen der Betrüger sind sehr vielfältig. Erst neulich habe ich gehört, dass sich Leute als Angehörige des THW ausgegeben haben, um Spenden zu sammeln.

Ein schon etwas älterer Trick: Bei einem Anruf geben die Täter vor von der Polizei zu sein. Sie warnen selbst vor Betrügern, die zurzeit in der Nähe ihr Unwesen treiben und versuchen an das Geld und Wertgegenstände zu kommen. Zur Sicherheit würden Beamte vorbeikommen, um das Geld und die entsprechenden Wertgegenstände in „Inobhutnahme“ zu nehmen. Die echte Polizei würde so etwas NIEMALS tun! Der Begriff Inobhutnahme kommt zwar aus dem deutschen Rechtssystem, bezeichnet aber die vorübergehende Entnahme von Minderjährigen aus der Familie durch das Jugendamt, wenn eine akute Notsituation vorliegt.

Weitere Beispiele für Betrugsmaschen:

Guten Tag, ich komme von den Stadtwerken. Wir müssen dringend Ihre Wasserleitungen überprüfen.

Guten Tag, Elektro Meier. Wir sind von der Hausverwaltung beauftragt, Ihre Elektroleitungen zu prüfen.

Guten Tag. Wir führen im Auftrag der Stadtverwaltung eine Umfrage zu den Problemen von Seniorinnen und Senioren durch.

Gerne werden auch alltägliche Situationen vorgetäuscht. Jemand gibt sich als Bekannter der Nachbarn aus, und möchte sich kurz einen Zettel und einen Stift haben, um eine Nachricht zu hinterlassen. In Zeiten von Smartphones auch eigentlich schon heute mehr als unlogisch.

Eltern mit Kleinkind bitten um heißes Wasser für eine Babyflasche oder um Erlaubnis mit dem Kind die Toilette benutzen zu dürfen.

Jemand fragt nach einem Glas Wasser, weil ihm oder ihr Schlecht geworden ist.

Eine schwangere gibt vor ihren Mann anrufen zu müssen, weil sie ihr Handy vergessen hat.

Wie sie sehen, sind dem Einfallsreichtum der Betrüger so gut wie keine Grenzen gesetzt.

Seien sie im Zweifel lieber mal nicht hilfsbereit, dies werden sie nur einen kurzen Moment vielleicht bedauern. Den Verlust von Geld oder Schmuck, an dem ja oft auch emotionale Erinnerungen hängen, werden sie viel länger bedauern.

Und was die anderen Beispiele anbelangt, so sollten Sie sich immer bewusst sein, Sie müssen zu keiner Zeit jemanden ohne ihren Willen in die Wohnung lassen. Ob nun angebliche Vertreter der Stadtwerke oder auch Polizeibeamte. Verweigern Sie den Zutritt, und rufen sie danach die entsprechende Stelle an, um diese davon zu unterrichten. Legen Sie, sofern vorhanden, vor dem Öffnen immer die Sicherheitskette vor. Noch besser, Sie erfragen durch die geschlossene Tür, welches Anliegen vorliegt, dann öffnen Sie im Zweifel überhaupt nicht. Ist die Person dennoch penetrant, so sagen Sie, dass sie sogleich die Polizei anrufen werden, oder einen Nachbarn. Spätestens dann werden die Betrüger schnell verschwinden. Tätigen Sie auch keinerlei Geschäfte an der Haustür oder am Telefon. So günstig das Angebot auch erscheinen mag. Seriöse Unternehmen werben weder an der Haustür noch am Telefon.

Viele ältere sind heute auch im Internet aktiv. Wir alle, auch die jüngeren begegnen dort immer wieder neuen Maschen, wie man uns das Geld aus der Tasche ziehen kann. Dabei sind online Bestellungen, gerade wenn jemand nicht mehr so mobil ist, schon eine gute Sache, gegen die grundsätzlich nichts zu sagen ist.

Um hier allen möglichen Fallen zu entgehen, z.b. Seiten die sich als online Apotheken ausgeben usw., sollten Sie selbst sich die Seiten aussuchen, auf denen Sie bestellen, und am besten auf Werbungen im Netz gar nicht reagieren. Lassen Sie sich einfach von Angehörigen beraten, oder auch von ihrem Ärzteteam, welche online Apotheke seriös ist. Am besten ist natürlich immer, man unterstützt den regionalen Einzelhandel, aber wenn dies immer schwieriger wird, immer vorher in Ruhe checken, welche Seite seriös ist, und welche nicht.

Alle möglichen Maschen aufzuzählen, würde jeden Rahmen sprengen, vielleicht noch eine letzte zum Schluss, für die, die Online-Banking betreiben, auch an sich sehr gut, wenn man eben nicht mehr so mobil wie früher ist.

Hier werden gerne E-Mails versendet, die den Anschein erwecken, als kämen sie von Ihrer Hausbank, darin werden Sie dann aufgefordert auf einen Link zu klicken und dann ihre Daten einzugeben, auch sehr sensible, wie Ihre Kontonummer und ihr Pin bzw. Password. Bitte, tun Sie das niemals! Keine Bank würde sie dazu auffordern.

Zusammenfassend ist zu sagen: Egal ob Polizei, andere Behörden oder bekannte Hilfsorganisationen: Niemand davon würde je am Telefon oder an der Haustür Bargeld verlangen.

Lassen Sie sich also auf nichts dergleichen ein, sie brauchen dabei auch überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben. Im Zweifel können Sie immer noch das örtliche THW, Rote Kreuz, Feuerwehr oder als was immer sich die Betrüger ausgegeben haben, anrufen, um Klarheit zu haben.

Lassen Sie sich auch nicht von Briefen beeindrucken, die einen sehr offiziellen Eindruck machen. Egal wie der Inhalt des Schreibens auch sein mag, ob sehr verlockend, oder sehr einschüchternd.

Vergegenwärtigen Sie sich immer, dass wir in einem Rechtsstaat leben, in dem Behörden nicht einfach einen bedrohlichen Brief aus heiterem Himmel schreiben, auf den dann auch noch in kürzester Zeit schwere Konsequenzen folgen.

Am besten Sie überlegen sich schon im Vorfeld eine Person, der sie vertrauen, und die sie im Zweifel immer kontaktieren können, wenn eine Situation doch mal so viel Unsicherheit in Ihnen auslöst, dass sie nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können.