DSL - Versorgung (schnelles Internet) in Weitersburg
Gemeinderatssitzung am 26.11.2009
In der vergangenen öffentlichen Sitzung des Ortsgemeinderates Weitersburg am 26.11.2009 stand mit Tagensordnungspunkt 1 das Thema "DSL- Versorgung (schnelles Internet) in Weitersburg" auf dem Programm. Mitarbeiter der WFG (Wirschaftförderungsgesellschaft am Mittelrhein mbH) und Dipl.-Betriebswirt Hans-Peter Schomisch erläuterte im offenen Gespräch verschiedene Förderprogamme und zeigte an vielen Beispielen mögliche und nicht mögliche Lösungen in Rheinland-Pfalz auf. Konkretere Bezugnahmen auf Weitersburg waren leider bei diesem Informationsgespräch nicht möglich, da die Fakten noch nicht klar sind. Seitens der Gemeinde wurde auf eine über 20%ige DSL-Anschluss-Unterversorgung im Ort hingewiesen. Eine Bestandsaufnahme soll nun einen Gesamtüberblick geben.
Zurück zu Weitersburg - wie an diesem Abend schon angedeutet ist die Bestandsaufnahme auch aus unserer Sicht der richtige Schritt. Aufgrund der aktuellen Infrastruktur der Breitbandversorgung in Weitersburg und in den Nachbarorten sollten die alternativen Techniken betrachtet, und ganz individuell auf Weitersburg zugeschnitten, die Vor- und Nachteile abgewägt werden. Aber ein wichtiger Punkt ist vorab eine einheitliche Sprache der Internet-Grundbegriffe zu sprechen. Unseres Erachtens ist eine Abstimmung über schnelles Internet nicht möglich ohne beispielsweise Kenntnisse der Begriffe "Downstream","Upstream" oder Vergleichbare (siehe Ende dieses Berichtes).
- Seitens der Verwaltung sollte ein Mitarbeiter bestimmt werden, der sich um die gegenwärtigen und zukünftigen "Digital-Infrastrukturen" kümmert, das kann nur gemeindeübergreifend und koordinierend geschehen.
- Der Gemeinderat sollte auf einen Kenntnisstand gebracht werden, der die Bedeutung der neuen Infrastrukturen sowie der sich darauf abstützenden Dienste wie High-Speed-Internet, Interaktives Fernsehen, Voice over IP, etc. den Bürgern und Gewerbetreibenden deutlich macht.
- Eine Informationsveranstaltung/Einwohnerversammlung, von einem neutralen Fachmann begleitet, wäre sehr sinnvoll. Hier sollten aktueller Status sowie mögliche Alternativen vorgestellt werden.
- Die Gemeinde sollte eine Analyse für den anstehenden Bedarf und Anforderungen, nach privater und gewerblicher Nutzung getrennt, erstellen.
- Basierend auf der Analyse sollte nun, den aktuellen Stand betreffend, die Infrastruktur erörtert werden. Hierzu kann Kreis, Land sowie auch die Anbieter entsprechend Hilfe und Unterstützung leisten.
- Bei mehreren in Frage kommenden Alternativen und/oder Anbietern sollte ein Anforderungskatalog mit Fragen erstellt werden. Dieser sollte schriftlich beantwortet werden.
- Kommunale Interessenvertretungen wie Städtetag oder ähnliche sollten angefragt werden, da diese meistens als zentrale Anlaufstelle zwischen den Anbitern und Nutzern steht und somit frühzeitig aktuelle Informationen erhält.
- Fördermittel sind zu prüfen. Im geeignetsten Fall auch mit den vorhin unter 7. genannten Institutionen.
- In einem wirtschaftlich verkraftbaren Rahmen sollte nun versucht werden schnellsmöglichst die Digitalinfrastruktur umzusetzen. Folgende Punkte müssen Berücksichtigung finden:
- es wird ein entscheidender Faktor für die Standortwahl von Unternehmen sowie von Privatpersonen werden
- die Digitalinfrastruktur muss ebenso sorgfältig geplant werden wie Gas-, Wasser-, Strom- oder Verkehrswege
- bei Tiefbaumaßnahmen (z.B. Strassensanierung) sollten jetzt schon Leerrohre mit eingebracht werden. Anbieter sollten hier schon angesprochen werden.
- wir als Gemeinde müssen unseren Teil beitragen um die Infrastruktur zu errichten und können nicht auf die Internet-Anbieter warten und diese beschuldigen nichts zu tun.
Als Realisierungsalternativen stellen wir folgende zur Diskussion:
a. "Nichts tun und abwarten", Warten bis ein Anbieter wie z.B. Telekom den Ort erschließt
b. "Alles komplett in Eigenregie abarbeiten", Gemeinde ist für Planung, Finanzierung, Ausführung und betreiben des Netzes selbst verantwortlich
c. Kooperation mit anderen Gemeinden oder Interessengruppen und gemeinsam planen, finanzieren, umsetzen und betreiben
d. Gemeinde arbeitet mit einem privatwirtschaftlichen Partner, insbesondere für die Finanzierung, trägt aber wesentlich zur Planung bei und betreibt Netz evtl. selbst
e. Gemeinde übergibt alles an Komplettanbieter - Kooperationsverträge von Providern, Anbietern, sollten genau geprüft werden. Diese enthalten u.U. vertragliche Vereinbarungen die den Kommunen erhebliche infrastrukturelle bzw. finanzielle Belastungen bringen könnten.
Wichtige Technologien für eine Internetversorgung sehen wir hier (hat kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Vorteil:
Bewährte Technologie. Stabile Verbindungen, relativ schnelle Behebung von Störungen sowie geringe Störanfälligkeit.
Nachteil:
Der Ortsbürgermeister informierte uns während des Informationsgesprächs im Übrigen darüber, dass die Telekom beabsichtigt das Weitersburger Gewerbegebiet mit Kupferleitung an das Internet anzuschliessen.
Nachteil:
Internet über TV-Kabel. Die TV-Kabelnetze bestehen noch vielfach aus Koaxialkabel, zunehmend aber auch aus Lichtwellenleiter. Die Übertragungstechnik ist oft noch analog.
Vorteil:
Wenn digital vorhanden, ist evtl. ein Ausbau auf Internetfähigkeit mit sehr hohen Übertragungsraten möglich und eine hervorragende Alternative.
Nachteil:
Um das ursprünglich unidirektional für den Empfang von Fernseh- und Radioprogrammen ausgelegte TV-Kabel internetfähig zu machen, muss das Kabelnetz zunächst mit nicht unerheblichem Aufwand für die Dienstebetreiber, technologisch ausgebaut werden. Hierbei geht es vor allem um die Realisierung des Rückkanals (Upstream).
Internet über Strom "Powerline". Die Übertragung erfolgt, wie der Name schon sagt, über Stromleitungen und -netze.
Vorteil:
Geringe Kosten.
Nachteil:
Keine hohen Übertragungsraten zu erwarten. Viele technische Probleme und in unseren Augen keine Alternative.
Vorteil:
Praktisch 100%ige flächendeckende Abdeckung
Nachteil:
Downstream:
Upstream:
Weiterhin herrscht noch ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis.
Internet über Funk. Funk-DSL wird über Technologiestandards wie WIMAX, WLAN oder UMTS angeboten.
Richtfunk: Bei günstigen Voraussetzungen können Richtfunkentfernungen bis ca.10 km realisiert werden. Die Versorgung der Benutzer hängt von den Hot-Spots ab.
Vorteil:
Übertragungsgeschwindigkeiten aktuell von bis zu 150Mbit/s und zukünftig noch mehr.
Nachteil:
Der Nachteil von Richtfunk sind vor allem die hohen Investitionskosten für die Anbieter. Nur wenn die Nachfrage entsprechend groß ist, lohnt sich der Ausbau.
Keine Alternative für private NUtzer wegen der hohen Kosten.
Erheblicher technischer Mehraufwand nötig wenn keine Sichtverbindung besteht.
WLAN (Wireless Local Area Network):
Vorteil:
Netzkomponenten durch Massenproduktion recht preisgünstig und frei verfügbare Funkfrequenzen nutzbar.
Nachteil:
Reichweite, selbst bei Sichtverbindung im Außenbereich auf etwa 100 Meter beschränkt. Funkverbindungen sind generell störungsanfälliger als Festnetzverbindungen und innerhalb einer Funkzelle müssen sich mehrere Nutzer die Kapazität teilen.
Nachteil:
Bezüglich der Datenübertragungsraten gibt es aber auch bei UMTS zu beachten, dass sich alle aktiven Teilnehmer einer UMTS-Funkzelle die Gesamtübertragungsleistung dieser Zelle teilen müssen.
Nachteil:
HSDPA ist für Downloads prädestiniert, aber beim Upload ebenfalls mit deutlichen Einschränkungen verbunden. Eine weitere Technologie mit Namen HSUPA (High Speed Uplink Packet Access ) bzw. EUL (Enhanced Uplink) soll zukünftig diesen Nachteil ausgleichen.
weitere Erklärungen(vereinfacht dargestellt):
KBit/s - Kilobit pro Sekunde
MBit/s - Megabit pro Sekunde
ms - Millisekunden
Downstream - Datenübertragung in Empfangsrichtung - Datenverbindung zum Nutzer (bsp. ich lade eine EMail)
Upstream - - Datenübertragung in Sendesrichtung - Datenverbindung vom Nutzer (bsp. ich sende eine EMail)
VoIP - Voice over IP (Telefonieren via Internet)
Hot-Spot - drahtloser Internetzugriffspunkt
ADSL (Asymmetric Digital Subscriber Line) - DSL - Anschlusstechnik bis ca. 8Mbit/s (Downstream)
ADSL2 - DSL - Anschlusstechnik mit ca. 12-24Mbit/s (Downstream)
HDSL (High Data Rate Digital Subscriber Line) - frühe DSL-Technologie für höhere Frequenzen auf Kupferdopplader mit bis 2.048 KBit/s
SDSL (Symmetric Digital Subscriber Line) - Weiterentwicklung von HDSL
VDSL - neuere schnelle Übertragungstechnologie mit bis 52 MBit/s "Downstream" und 11 MBit/s "Upstream"